Am 27.Mai 1904:
Das Offizierskorps der Schützengilde hatte sich besprochen zu den diesjährigen Auszug zum Schützenfest den Chef Herrn Major Hentzschel den Titel und Rang eines Oberstleutnant anzutragen. Aus diesem Anlass marschierte am 1. Auszugstag früh bei der Fahnenwache das ganze Bataillon vor dem Ratskeller auf. In Anwesenheit des Herrn Bürgermeister Hauffe übernahm Jägerhauptmann Klaus eine angefertigte Ehrenurkunde und überreichte dieselbe den Herrn Oberstleutnant Hentschel. Anschließend überreichte Herr Adjutant Elschner die Insignien eines Oberstleutnants, die dieser überrascht und gerührt in Empfang nahm. Bei dem folgenden Frühstück im Rathaussaal, wurde die Gilde durch ein Quartett unter Mitwirkung des Königlichen Kammermusikers Herrn Carl Blochwitz, Herrn Max Uhlmann, Herrn August Pree und Herrn Richard Lehmann unterhalten.
“Am 29. Mai 1904 hat der Kaufmann Herr Max Kögler, Mitglied der Schützenkompanie, den Königsschuss erzielt. Herr Kögler ist im Schützenhaussaal zum König proklamiert und von der löblichen Schützengilde mit allen Ehren und einer Parade sowie in größter Ordnung nach seiner Wohnung im Schützenhaus gebracht worden.”
Für die anstehende Jubelfeier der roten Grenadier-Fahne im nächsten Jahr wurden folgende Herren beauftragt: Leutnat Goldschmidt, Leutnant Diecke, Adjutant Elschner, Fähnrich Müller und Rechnugsführer Maasdorf. Herr Leutnant Goldschmidt beantragt, dass der Jägerkompanie ein Tambour in Jägeruniform zugeteilt wird.
1905
Am Samstag den 20. bis Montag den 21. fand die 150 jährige Jubelfeier zu Ehren der Fahne der Grenadierkompanie in größter Festlichkeit statt. Es war eine außerordentlich eindrucksvolle Feier. Sämtliche Vereine der Stadt und viele Gilden waren erschienen. Leider war das Wetter so ungünstig, dass der Festumzug nicht so recht zur Geltung kam. Die Schützen stifteten einen Pokal. Auf dem Bild die 1755 von Kurfürst Friedrich August von Sachsen und König von Polen verliehene Fahne. Das Bild zeigt den jetzigen Zustand der Fahne. Sie wurde fotografiert nach ihrer Rückgabe aus den Kriegsbeutebeständen der Roten Armee und eingelagert bis zur Rekonstruktion, welche aus finanziellen Gründen wohl nicht geschehen wird.
Die Fahne wird im Armeemuseum Dresden aufbewahrt.
Am 22. Mai 1905 hat der Oekonom Herr Franz Dietrich jr. Mitglied der Schützenkompanie den Königsschuss erzielt… Derselbe gab der ganzen Gilde im Ratskeller ein Frühstück. Er erhielt den Beinamen “Franz der Pünktliche”. Die Mühlberger Gilde hatte die Eigenheit ihre Schützenkönige mit einem Beinamen (Spitznamen) zu “ehren”, eine Eigenart in der Stadt Mühlberg die Leute mit Spitznamen zu belegen. Dieses Eigenart führt stellenweise so weit, dass man den Familiennamen einiger Personen gar nicht mehr kannte, weil der Spitzname auf die Kinder übertragen wurde.
Am Anfang des Jahres 1908 mussten sich die Schützendeputierten mit einem Schreiben des Magistrats der Stadt befassen, indem die Beseitigung des Schießstandes gefordert wurde. Der Schießstand, es wurde aus dem Anbau am Schützenhaus heraus geschossen, stellte für die neue Bahnlinie zum Mühlberger Hafen eine große Gefährdung dar. Man kam überein, dass der Schießstand verlegt werden müsse. Man konnte sich allerdings nicht über die Finanzierung des Projektes einigen. Die Gleise der Hafenbahn würden aus heutiger Sicht gleich hinter dem Penny-Markt liegen. Nach langem Hin und Her wurde der neue Schießstand dann hinter den Gleisen gebaut. Heute (2009) gibt es nur noch das Standhäuschen zu sehen sowie ein Stück der Betonseitenwand. Der Schießstand wurde teilweise mit Abraum aufgefüllt für den Stadionwall, welcher nie fertiggestellt wurde.
Der neue Schießstand hatte vier 50 Meter- und vier 100 Meterbahnen. Bei 50 und bei 100 Meter standen Betonüberbauten aus denen die Schießscheibe abgelassen werden konnten, welche zur Auswertung hochgezogen wurden. Der Schießstand war mit einem niedrigen mit Sträuchern bewachsenem Wall umgeben. Während des Schießens wurde der Schießstand mit Warnflacken gesichert. Der Schießstand war für Großkaliber zugelassen, denn mit Kleinkalibergewehren wurde erst später geschossen.