Um 7.00 Uhr trat die Gilde im Schützenhaussaal zur Ausrufung des neuen Schützenkönigs zusammen. Diese Würde hat sich der Joppenschütze Fritz Lehmann durch einen Schuss ins Scheibenzentrum errungen, auch dem Joppenschützen Karl Pohle gelang ein solcher, doch nur am äußeren Rande. Der neue Schützenkönig erhielt in Würdigung seiner im Weltkrieg bewiesene besonderen Tapferkeit den Beinamen “Fritz der Heldenmütige”. Der scheidende Schützenkönig und der Gildeführer nahmen die Gelegenheit, zu Treue und Eifer zur Sache zu ermahnen, dann wird auch die Gilde wieder erstarken.

Die besten Schießergebnisse beim Königsschießen (Scheibe mit 20 Ringen) durch drei Schüsse sind sämtlich von Joppenschützen erzielt worden und zwar 58 Ringe (19,19,20) vom Schützenkönig Lehmann, 46 Ringe von H. Müller, je 41 Ringe von R. Lubenow, F.Schindler und M. Friese.

Seine bewundernswerte Treffsicherheit bewies Schützenkönig Lehmann auch beim Schießen auf die Ehrenscheibe (12 Ringe). Er war auch hier bester mit 31 Ringen (12,9,10). Er entstammt einer alteingesessenen Mühlberger Schützenfamilie, auch seine Vorfahren haben die Königswürde erstritten, so Georg August Lehmann im Jahre 1769, Johann Friedrich Lehmann im Jahre 1820. Nächstbeste Schützen waren F. Schindler mit 28 und M. Friese mit 27 Ringen.

Der Einzug führte durch die Hauptstraßen der Stadt und der neue Schützenkönig wurde nach seiner Wohnung geleitete. Damit fand das Schützenfest seinen Abschluss. Es hat bewiesen, dass auch hier der alte Schützengeist noch frisch und lebendig ist.”

Anmerkung des Chronisten:

Es ist mir nicht gelungen über das Jahr 1938 hinaus Aufzeichnungen über die Gilde zu finden. Die noch lebenden älteren Bürger (1999) der Stadt konnten auch keine Angaben mehr über die Mühlberger Schützengilde machen. Man sagt den Mühlberger Schützen hat es nicht gefallen dem Reichsbund für Leibesübungen untergeordnet zu werden.

Einige bekannte Beinamen der Mühlberger Schützenkönige:

1900 Wilhelm Bunge “Wilhelm der Strenge und Gerechte”
1901 August Schulze “August der Vernünftige”
1902 Hermann Besser “Hermann der Ruhige”
1903 Friedrich Eichhorn “Friedrich der Große”
1904 Max Kögler “Max der Streitbare”
1905 Franz Dietrich jun. “Franz der Pünktliche”
1906 Bruno Zeidler “Bruno der Gemütliche”
1907 Carl Bormann “Carl der Wichtige”
1908 Oswald Jentzsch “Oswald der Kleine”
1911 Bruno Renner “Bruno der Entschlossene”
1912 Luis Falk “Luis der Schweiger”
1913 Otto Friese “Otto der Strebsame”
1915 Eduard Müller “Eduard der Eifrige”
1916 Karl Bormann “Karl der Lustige”
1917 Hermann Köhler “Hermann der Unermüdliche”
1918 Paul Jentzsch “Paul der Gewissenhafte”
1919 Fritz Zeißig “Fritz der Hochstrebende”
1920 Gottfried Hentschel jun. “Gottfried der Unantastbare”
1921 Wilhelm Gläser “Wilhelm der Geduldige”
1922 Friedrich Naumann “Friedrich der Anhaltiner”
1923 Karl Bieselt “Karl der Brave”
1924 Friedrich Valentin “Friedrich der Starke”
1925 Albin Kretzschmar “Albin der Emsige”
1926 Dr. Hans Meßler “Hans der Deutsche”
1927 Martin Wehnert “Martin der Starke”
1928 Kurt Künzel “Kurt der Eiserne”
1929 Max Jungnickel “Max der Liederreiche”
1933 Heinrich Zersen “Heinrich der Sanftmütige von der Wasserburg”
1938 Fritz Lehmann “Fritz der Heldenmütige”