Abschrift eines 1938 erschienen Artikels, leider ist nicht festzustellen aus welcher Zeitung dieser entnommen wurde, es steht nur eine Ablichtung zur Verfügung.

“Guter Verlauf des Mühlberger Schützenfestes 1938. Auch wenn die Schützen durch die Stadt marschieren, öffnen sich die Fenster, öffnen sich die Türen. Das zeigte sich wieder am Sonnabend, als die Joppenschützen-Kompanie zur Einleitung des diesjährigen Schützenfestes den Zapfenstreich ausführte, nachdem sie sich vor dem Marsch durch die Straßen durch den Verzehr delikaten Speckkuchens gestärkt hatte, wie es Brauch war. Da diesmal das Schützenfest gleichzeitig die silberne Jubiläumsfeier dieser Kompanie war, hatte sich auch eine Anzahl früherer Mitglieder nochmals eingereiht und gab dadurch die Verbundenheit mit den alten Kameraden zu erkennen. Zum anschließende Kameradschaftsabend fanden sich im Schützenhaus Mitglieder aller Kompanien mit ihren Frauen nebst Gästen ein. Musikstücke der Kapelle und ein von Frau Kramer vorgetragenes Gedicht, das ein starkes Bekenntnis zu unserem deutschen Vaterland ausdrückt, eröffneten die Feier. Gildeführer Zieske begrüßte die ganze Festversammlung, insbesondere Bürgermeister Friese nebst Frau und den als Vertreter des Ortsgruppenleiters W. Friese erschienenen PG. Klandt. Mit anerkennenden Worten beglückwünschte er die Jubilare, so das Ehrenmitglied Oberfeldwebel der Jägerkompanie Malermeister C. Bormann sen., der 50 Jahre lang im aktiven Dienst steht, mehrfach Schützenkönig war und das älteste Mitglied ist. Neben diesem bekamen die Joppenschützen F. Zeißig und G. Rohrbach zu ihren 25. Auszug die Erinnerungsmedaille ausgehändigt, den 20. Auszug beging der Grenadier-Feldwebel Winkler. Auch die gesamte Joppenschützen-Kompanie war ein Jubilar, denn sie wurde vor 25 Jahren gegründet. Dies nahm der Gildeführer zum Anlass, die darüber niedergeschriebene Gründungsaufnahme zu verlesen. Er wünschte dann der gesamten Kompanie alles Gute, vor allem Einigkeit, welche die Grundlage für ferneres Bestehen und Aufblühen bildet. Aber auch Mahnworte sprach er aus, sie lauteten:”Jhr Mitglieder der Jubelkompanie, haltet einander die Treue, gebt Euch nicht selbst auf! Und den früheren Schützenmitgliedern lege ich warm ans Herz: Warum verlasst ihr Eure alte, ja die älteste Schützengilde im Kreis Liebenwerda, tretet wieder ein, stärkt unsere Reihen! Wenn jeder an seinem Teile in echt Mühlberger Heimatsinn und Heimatgefühl mitwirkt, wird es unsere im Jahr 1354 gegründete Schützengilde zum Segen gereichen. Vor allem bitte ich die lieben Frauen, auf ihre Männer in diesem Sinne einzuwirken!”

Es wurde dann bekanntgegeben, dass der Schützenleutnant E. Steinbach unter Beförderung zum Oberleutnant zum Führer der Schützenkompanie ernannt ist, auch der Jägerleutnant und Führer der Jägerkompanie August Diecke jun., gegenwärtig Schützenkönig, wurde zum Oberleutnant befördert, ferner ist zum Kompanieführer der Grenadiere der Grenadierleutnant Paul Metzger ernannt worden. Der Huldigungsgruss an den Führer und Reichskanzler mit Gesang der Nationallieder beschloss diesen Teil des Festabends.

Für die Einladung zum Schützenfeste dankten schriftlich Kreisleiter Heidkamp und Ortsgruppenleiter W. Friese, sie waren am Erscheinen verhindert. Grüße übermittelten die von hier verzogenen Kameraden Voigt, Böttger, Dr. Hepburn. ed. Martin, Voerkel und U. Dembeck. Seitens der Joppenschützen-Kompanie wurden zum 25jährigen Bestehen die noch aktiven 3 Mitbegründer H. Lindhorst, M. Friese und F. Schindler sowie die im ersten Jahr beigetretenen Kameraden F. Zeißig, G. Rohrbach und Eichhorn mit Ehrensträußen geschmückt. Die Jägerkompanie überreichte ihren goldenen Jubilar Ehrenmitglied Bormann schmackhafte und stärkende Gaben. Dieser verband mit seinem Dank hierfür einen Rückblick auf die 50 Jahre Schützenzeit dabei hervorhebend, dass die Tage des Schützenfestes immer mit großer Freude erwartet wurden. Er hoffe, dass dieses alte Volksfest erhalten bleibt.

Bürgermeister Friese sprach diese Hoffnung aus und warnte davor sich selbst aufzugeben. Die Gilden, stets Pflegestätte der Kameradschaft, werden durch eifrige Pflege des Wehrsports neues Leben gewinnen und wieder Bedeutung erlangen. Über die Geschichte der Joppenschützen-Kompanie hielt ein Chronist derselben Kamerad M. Friese einen Vortrag, welcher von Treue und erfolgreichem Streben der Joppenschützen – sie errangen bisher 12 mal die Königswürde – Zeugnis ablegte, auch manch frohes Ereignis in die Erinnerung zurückrief.

Zum geselligen Teil des Abends übergehend, trug ein Doppel-Quartett der Joppenschützen mehrere Lieder vor, Turnerinnen führten einen beschwingten Walzerreigen auf, ein Festlied wurde von allen Anwesenden gesungen, Neckverse erheiterten und schließlich brachte der Schunkelwalzer die Fröhlichkeit auf die Höhe. Diese beherrschte auch die folgenden Stunden, die dem Tanz gewidmet waren.

Sonntags marschierte die Joppenschützen-Kompanie vor der Krieger-Gedächtnisstätte auf und legte dort als Zeichen ehrenden Gedenkens an die 6 im Weltkrieg gefallenen Kameraden und die im Laufe der Jahre verstorbenen Kameraden einen Kranz nieder. Am Nachmittag erfolgte vom Rathaus aus der Auszug der Schützen durch die mit Fahnen geschmückten Straßen nach dem Schützenhause. Im Zuge wurde die Fahne des Reichsbundes für Leibesübungen, dem die Schützen angeschlossen sind, mitgeführt. Alsdann begann das Schießen auf die Königsscheibe. Schon kurz nach Beginn klärte sich die Frage, wer diesmal die Königswürde erlangen würde. Auch schossen die Joppenschützen aus Anlass ihrer Jubelfeier auf eine Ehrenscheibe.