Die Schießsonntage für das Vorteilsschießen 1927 werden auf den 8., 15. und 29. Mai festgelegt. Zur Gewehrfrage wird entschieden, dass zum Vorteilsschießen einheitliche Gewehre Verwendung finden, während beim Königsschießen auch aus eigenen Gewehren geschossen werden kann. Der Joppenschütze Otto Müller legt sein Amt als Schriftführer nieder und an seine Stelle tritt Kamerad Naumann. Das diesjährige Schützenfest wird in althergebrachter Weise gefeiert. Für das Königsschießen ist eine Waffenkommision nötig. Herr Adjutant Leutnant Zieske weißt auf die Feuergefährlichkeit der Feuerwerke beim Schützenfest hin. Herr Oberst Hentschel bittet die anwesenden Herren in ihrer Bekanntschaft dahin zu wirken, das gefährliche Feuerwerke keine Verwendung finden sollen. Die Patronen für das Königsschießen sind beim Herrn Adjutant Zieske zu haben.
“Zum Ehren und Andenken wird hiermit bemerkt, dass zum diesjährigen Pfingstauszug der Jäger Herr Martin Wehnert genannt “Martin der Starke” den Königsschuß mit einer 19 erzielte. Herr Wehnert ist im Schützenhaussaal zum König proklamiert und von der löblichen Schützengilde am 12. Juni mit allen Ehren, sowie in größter Ordnung nach seiner Wohnung gebracht worden.”
Das Erntedankfest soll auch in diesem Jahr in althergebrachter Weise gefeiert werden. Der Bataillonsball wird in diesem Jahr auch gefeiert.
1928 | Das diesjährige Schützenfest wird in althergebrachter Weise gefeiert. In diesem Jahr wurde kein Königsschießen, wegen mangelnder Beteiligung durchgeführt. |
1929 | Aus diesem und anderen folgenden Jahren gibt es fast keine Überlieferungen über die Arbeit und das Wirken der Schützengilde. Schützenkönig wurde Kamerad Jungnickel. |
1930 | Schützenkönig wurde der Joppenschütze Kamerad Franz Sievers |
1931 | Schützenkönig wurde der Joppenschütze Kamerad Gottfried Opitz |
1932 | Schützenkönig wurde der Joppenschütze Kamerad Müller-Deck |
1933 | Schützenkönig wurde der Joppenschütze Kamerad Heinrich Zersen. Er erhielt den Beinamen “Heinrich der Sanftmütige von der Wasserburg”. |
Es wurde von den Joppenschützen erreicht, dass durch das einige Jahre ausgeübte Prämienschießen die dazu vom Bataillon gestifteten vier Preise restlos Kameraden der Joppenkopmpanie zufielen, so dass mit Recht der Ausspruch entstand “Alles unsre!” Um nun zu vermeiden, dass für die Joppenschützen eine “Extrawurst” gegeben wird, ließ man das Prämienschießen innerhalb des Bataillons fallen und überließ es den Kompanien, von sich aus Prämienschießen zu veranstalten.
Mit den “Extrawürsten” bei den Joppenschützen hat es schon seit Gründung seine Bewandtnis und es gäbe darüber heitere und auch ernste Episoden zu berichteten. Schon die ganze Aufmachung “Antreten ohne Obergewehr” erregte bei vielen Kameraden der anderen Kompanien Missstimmung. Doch mussten sie sich davon überzeugen lassen, das sie die Joppen unter dieser Bedingung bei ihrer Gründung in die Gilde aufgenommen hatten.”Jetzt haben die Joppen sogar einen König, welcher tatsächlich in einem königlichen Schlosse wohnt, genannt “Heinrich der Sanftmütige von der Wasserburg”, welchem sogar der “Kaiser” unterstellt ist. Ein Ereignis, welches in der Chronik unserer alten Schützengilde und wohl auch in keiner anderen Schützengilde weit und breit vorzufinden ist:”
Anmerkungen dazu: Die Mühlberger Sitte oder auch Unsitte Beinamen oder auch Spitznamen zu verteilen führte zu diesem Unterstellungsverhältnis. Der König war Strommeister, der “Kaiser” sein Untergebener ein Herr Schwartze, dessen Sohn heute (im Jahr 2009) noch immer den Beinamen “kleiner Kaiser” trägt.
“Scharfes Auge, sichre Hand!” ist der Wahlspruch auf unserer Fahne und solange dieselbe der Kompanie vorschwebt, solange herrscht innerhalb der Kompanie äußerste Schießdiziplin und der Drang nach “Extrawürsten”. Auch den Spielmannszug stellt heute die Joppenschützenkompanie. Traditionsgemäß muss die Kompanie auch ihre Offiziere stellen, welche der Gilde gegenüber gleichzeitig als Vertreter zu gelten haben. Schon bei der Gründung wurde der Kamerad Bruno Apelt als Führer gewählt. Man vertauschte also schon damals die Bezeichnung Hauptmann bzw. Leutnant mit Führer und somit wurde das “Führersystem” schon bei der Joppengründung eingeführt. Auch diese Bezeichnung wurde als Extrabratwurst angerechnet. Der Mitgliederbestand ist seit dem Jahr 1922 fast immer gleichmäßig geblieben z.Z beträgt er 48 Kameraden.
1934 | Schützenkönig wurde der Joppenschütze Kamerad Karl Garten Ratskellerwirt |
Man erzählt über das Eintreffen des neuen Schützenkönigs zu Hause folgendes. Als der neue König von der Gilde zum Ratskeller gebracht wurde, rief seine Frau: ” du bist doch nicht etwa Schützenkönig geworden?” Als seine Begleiter die Königsscheibe in die Gaststätte brachten soll sie Frau Garten gleich rausgeschmissen haben. Es gab aber dann doch ein friedliches Ende, so wird berichtet.
1935 | Schützenkönig mit einer 20 wurde der Joppenschütze Kamerad Max Polte |
1936 | Schützenkönig wurde zum zweiten Mal der Joppenschütze Kamerad Heinrich Zersen |
Von ihm wird folgendes berichtet. Herr Zersen soll in seiner Übermut und einem leichten Rausch auf dem Schützenfestplatz folgendes verzapft haben. Auf dem Festplatz stand unter anderem eine Schießbude mit Schwarzwälder Uhren als Schießpreise. Herr Zersen und ein anderer Kamerad haben beim Preisschießen die Scheiben mit den Perpentikeln der Uhren “verwechselt” und diese abgeschossen. Man einigte sich aber schnell über die Bezahlung des Schadens. Die beiden Schützen sollen sich jedenfalls mächtig amüsiert haben. So die Erzählung eines Mühlberger Bürgers im Jahre 1999, der dieses Jugenderlebnis nicht vergessen konnte.
1937 | Schützenkönig wurde der Joppenschütze Kamerad August Diecke jun. |