Am 18. Mai 1880 brach früh morgens um halb drei Uhr im Schützenhaus ein Feuer aus, über dessen Entstehung nichts ermittelt werden konnte. Das Schützenhaus brannte vollständig nieder. Leider wurden durch das Feuer auch eine Anzahl von Schützenscheiben vernichtet. Bereits am 21. Dezember desselben Jahres konnte das neue Schützenhaus eingeweiht werden. Es fand ein Ball statt. Die öffentliche Einweihung, zu der die Gilde aus Riesa, Belgern, Strehla und Dahlen eingeladen wurden, war mit dem Schützenauszug des folgendes Jahres verbunden. Leider wurde die Festfreude durch andauernden Regen etwas gestört.
Leider gibt es von diesem Schützenhaus kein Foto aus seiner besten Zeit. Das Schützenhaus hatte eine Länge von 36 Meter und eine Breite von 16 Meter. In ihm waren ein Saal mit Bühne, zwei Gastzimmer sowie 2 Gesellschaftszimmer. Es hatte noch einen Anbau auf seiner Rückseite.
Der Rang eines “Oberstleutnant” wurde im Jahre 1888 das erste Mal verliehen. Der Schützenmajor Krebs wurde in Anerkennung seiner langjährigen Dienste damit ausgezeichnet. Beim alljährlichen Auszug wurde der neue Schützenkönig durch 3 Böllerschüsse geehrt. Im Jahre 1890 ging bei dieser Gelegenheit ein Schuss vorzeitig los und verletzte den Grenadier Radig so schwer, dass ihm die rechte Hand abgenommen werden musste. Seit dieser Zeit unterblieb das Böllern.
Am 20. August 1893 feierte die Grenadierkompanie das 100-jährige Bestehen ihrer militärischen Umformierung durch Kirchenparade, Kommers, Auszug und Prämienschießen. Vor dem Zuge marschierte ein Zug Grenadiere, die mit der Uniform, wie sie vor 100 Jahren getragen wurde gekleidet waren. Zur Erinnerung hieran malte der Lehrer und Kantor Kästner eine Festscheibe, die im mittleren Felde Schützenbilder zeigt, links auf Postament stehend ein Fahnenträger in der Uniform der Grenadiere von 1793, rechts desgleichen in der Uniform der Grenadiere von 1893.
Die Inschrift lautet:
“Aus anlaß der vor hundert Jahren erfolgten Organisation der Grenadierkompanie wurden auf dies von der diesjährigen Grenadierkompanie gestifteten Jubelscheibe am 20. August 1893 von jeden Schützen zwei Schüsse abgegeben.”
Die häufigen Festlichkeiten und die Trauerfälle ließen den Wunsch laut werden, innerhalb der Gilde einen Gesangverein zu bilden. Der Stadtmusikdirektor Bunge erklärte sich bereit, einen solchen zu leiten. Es fanden sich auch genügend sangeskundige und sangesfreudige Mitglieder, welche an den Übungen teilnehmen wollten. Der Verein hatte die Aufgabe, bei Todesfällen von Mitgliedern vor dem Trauerhause und am Grabe zu singen, bei Geburtstagen, den Beförderten ein Ständchen zu bringen und die Festlichkeiten durch Gesänge zu verschönern. Im Jahre 1899 bekam die Gilde einen neuen Chef. Sie wurde seit dem Tod des letzten Chefs im April 1897, vom Schützenhauptmann Karl Klaus vertretungsweise geführt. Zum neuen Chef wurde der Jägerleutnant und Gutsbesitzer Gottfried Friedrich Hentschel gewählt.
Mit der Jahrhundertwende änderte sich Einiges in der Schützengilde. Jedenfalls wurde ab jetzt ein ordentliches Protokollbuch für die gesamte Gilde geführt, so dass das Geschehen in der Gilde besser nachvollzogen werden kann.
Auszug aus dem Protokollbuch:
Mühlberg, den 11.Juni 1900
“Zur Erinnerung und Andenken wird hiermit bemerkt, dass zu dem diesjährigen Pfingst- Auszug den 8., 9. u. 10. Juni der Bürger und Hausbesitzer Herr Stadtmusikdirektor Wilhelm Bunge Kapellmeister der Schützengilde, den Königsschuss erzielt hat. Herr Bunge ist im Schützenhaus Saal zum König proklamiert und von der löblichen Schützengilde am 10. Juni mit allen Ehren und Parade, sowie in größter Ordnung nach seiner Wohnung gebracht.”
Ab dem Jahre 1900 wurde mit dem oberen oder ähnlichen Text der jeweilige Schützenkönig im Protokollbuch verewigt.