Aus dem Jahre 1910 berichtet das Protokollbuch folgendes: Nach Beendigung des letzten Exerzierabends fand im Hotel “Zum weißen Schwan” eine Sitzung des Bataillons statt. Hier wurden Herr Oberleutnant Stein zum Hauptmann der Grenadierkompanie, sowie Jäger Eichhorn zum Fähnrich der Jägerkompanie und der Unteroffizier Göthel zum Fähnrich der Schützenkompanie gewählt. Die Exerzierabende wurden jeweils am Mittwoch, Samstag und Mittwoch vor dem Schützenfest durchgeführt. Hier sollte das einheitliche Auftreten und Marschieren der Kompanien für den Schützenauszug geübt werden.

Schützenkönig wurde am 20. Mai 1910 das Mitglied der Schützenkompanie Herr Maurermeister Karl Rohrbach aus Pankow. Er erzielte den Königsschuss mit einer 20. Am 9. September wird die Gründung der Carl Naumann Stiftung beschlossen, da dieser die 300 Mark angeliefert hat, diese werden im Vorschussverein zinsbar angelegt. Herr Carl Naumann wird zum Ehrenmitglied ernannt. Die jährlichen Zinsen der Stiftung sollen zur Beschaffung von zwei silbernen Löffel verwendet werden, diese dienen als Schießprämien. Einen Löffel soll der nächstbeste Schütze hinter dem König erhalten. Der andere Löffel wird am Sonntag ausgeschossen, der dem Geburtstag des Stifters, 28 Juli, am nächsten liegt. Es werden noch besondere Regel für die Teilnahme des Preisträgers für die folgenden Jahre festgelegt.

Im Oktober des Jahres 1911 erhält die Gilde ein Schreiben von der Königlichen Arsenalsammlung in Dresden, worin dieselbe ersucht wird, die im Jahre 1755 der Gilde verliehene rot-seidene Fahne gegen Erteilung einer neuen Fahne zur Verfügung zu stellen. Es wird beschlossen der Arsenalsammlung mitzuteilen, dass die Gilde vorläufig nicht gesonnen ist die Fahne abzugeben. Jedoch soll Sr. Majestät Kaiser Wilhelm II. von diesem Schreiben Mitteilung gemacht und um die Verleihung einer neuen Fahne gebeten werden. Die alte Fahne soll der Gilde unter leihweiser Überlassung an den Verein für Heimatkunde erhalten bleiben. Es kam kein zustimmender Bescheid aus Berlin. Die Dresdener ließen nicht locker.

Außerordentliche Generalversammlung am 5. Januar 1913, hier wird beschlossen den von der Dresdener Arsenalversammlung vorgeschlagenen Fahnentausch doch zuzustimmen. Durch diesem Beschluss sollte es viel Aufregung in der Gilde geben. Der Braumeister der Mühlberger Genossenschaftsbrauerei Fritz Lorentz erließ nachfogenden Aufruf.

“Die Mühlberger Schützengilde will ihre älteste Fahne der Arsenalsammlung in Dresden zur dauernden Aufbewahrung an ehrenvoller Stätte überlassen und wird für die alte eine neue Fahne erhalten. Im Laufe des Sommers wird eine größere Feier stattfinden, bei der die alte Fahne übergeben und die neue Fahne in Empfang genommen und geweiht werden soll. Dieser bevorstehende feierliche Fahnentausch erscheint dem Unterzeichner besonders geeignet, mit einem schon längere Zeit gehegten Plan hervorzutreten. Es besteht die Absicht, für die hiesige Schützengilde etwas Neues zu schaffen, ihrem alten knorrigen Stamm ein junges Reis aufzusetzen. Es soll eine Joppenkompanie gegründet und der bestehenden Gilde angegliedert werden, wie dies in kleineren Orten schon vielfach, in größeren Städten aber fast ausnahmslos geschehen ist. Die Mitglieder derselben werden gleichmäßig dunkle Hosen, graugrüne Joppe und ebensolchen Hut mit Feder tragen, werden unbewaffnet sein, aber sich am Schießen nach Art der übrigen Schützen beteiligen.”

Die Kompanie wurde kurz nach dem Aufruf gegründet und beteiligte sich am Auszug zum Schützenfest anlässlich der Fahnenweihe mit 13 Mann. Als Führer der Joppenkompanie wurde Kamerad Bruno Apelt gewählt. Die Joppenschützenkompanien waren in den Schützengilden mit einem besonderen Status versehen, deshalb wurde die Joppenkompanie in Mühlberg auch als Kompanie mit den “extra Würsten” bezeichnet. Mit den Joppenschützen hatte man eine Möglichkeit gefunden mehr Mitglieder in den Schützenverein zu bekommen. Einige Extras waren, die Joppenschützen hatten keine eigenen Waffen, nur kompanieeigene zur Beteiligung an den Schießwettkämpfen, sie hatten keine aufwendige Uniform, sondern nur Joppe, schwarze Hose und Hut. Sie standen nicht “unter Waffen”, wie die anderen Schützen.

Der Fahnentausch verbunden mit der Weihe der von der Königlich Sächsischen Arsenalsammlung in Dresden gestifteten Fahne und das diesjährige Schützenfest werden vom 23. bis 26. August 1913 durchgeführt. Die älteste Fahne der Schützengilde, die 1755 verliehene Fahne, des ehemaligen Regiments “von Jasmund”, wird der Königlich Sächsischen Arsenalsammlung übergeben. Dafür stiftet der König von Sachsen eine neue Fahne, die zum diesjährigen Schützenfest übergeben und geweiht wird. Der Wunsch der Gilde, dass die neue Fahne eine genaue Abbildung der alten sein sollte konnte, da die alte Fahne das sächsische Wappen trug und Mühlberg inzwischen preußisch geworden war nicht erfüllt werden. Das Fahnentuch zeigt daher den Mühlberger Löwen. Die vom König verliehene Schleife trägt auf der einen Seite auf den einem Bande das sächsische Wappen mit der Zahl 1755, auf der anderen Seite die Zahl 1913.

Am 24. August 1913 wurde die Fahne der Schützengilde feierlich überreicht und geweiht. Zu diesem Ereignis waren sämtliche Vereine der Stadt Mühlberg und eine Anzahl von Schützengilden eingeladen. Es wurde der größte Schützenauszug den Mühlberg bis dahin erlebt hatte. Der Stellplatz war der Altstädter Markt. Als Gäste waren die Schützengilden aus: Strehla, Falkenberg, Großenhain, Schildau, Elsterwerda, Ortrand, Liebenwerda, Pankow und Belgern zum Fest erschienen. (Bild vom Ereignis in der Kategorie Historische Bilder zu sehen)